Johann Kerer (1853-1929)
Kalser Bergführerlegende und Weltbergsteiger

„Ein Bergreisender darf niemals beweybt sein. Liebt er seine Gattin, so wie es der Stand erfordert, so verliert er bei der Trennung viel von seinem Muthe. Außerdem wagt ein Verheirateter weniger, besonders ein Vater unmündiger Kinder. Lange und öftere Abwesenheit vom schönen Geschlechte macht, dass dasselbe Gesinnungen annimmt, welche dem Verheirateten nicht gleichgültig seyn können und die häusliche Glückseligkeit nicht fördern“
(Belsazar Haquet, Unterricht für Bergreisen, 1784)

Für den legendären Kalser Bergführer Johann Kerer traf dies tatsächlich zu. Aufgewachsen mit drei Brüdern und sieben Schwestern am Kuenzer Hof in Kals am Großglockner zog es den „Kuenzer Hannes“ schon früh in die Berge. Mit 13 Jahren schon bestieg er den Großglockner über den Stüdlgrat, 1887 absolvierte er als bester seines Jahrgangs die Bergführerprüfung in Innsbruck.

Danach folgte eine beispiellose Bergführerkarriere. Ruhig, besonnen, bärenstark – einer der die Gefahr schon lange vorher „riechen“ kann - so beschreiben ihn seine Gäste, die er in den Dolomiten, in den Ost und Westalpen aber auch in den Karpaten führte. Ein kleiner Auszug aus seinem Gipfelbuch: Vajolett-Türme, Aiguille d’Arves, Grande Ruine, Ecrins, mehrmalige Überschreitung von Matterhorn und Mont Blanc, Lyskamm, Schreckhorn, Dent Blanche –immer als Führender.

Zwei Expeditionen in den Kaukasus mit mehreren Erstbesteigungen waren eine gute Vorbereitung für Kerers wohl größtes Abenteuer. Zusammen mit dem Wiener Fotografen Dr. Kurt Boeck  bereiste er Indien, kämpfte sich bis nach Nepal durch und erlebte zahlreiche Bergabenteuer auf den Gletschern des Himalaya. Kein anderer österreichische Bergführer konnte damals auf derartige Erlebnisse verweisen.

Bildrechte: Kurt Oberlohr

Kerer starb 1929 an einem Schlaganfall. Er war niemals verheiratet und hatte auch keine Kinder. Eine Gedenktafel befindet sich auf dem Kalser Friedhof.