Vor vielen Jahren gehörte die Kampriesenalm dem Bräuerbauern in Wald im Pinzgau. Der hielt nicht viel von religiösen Dingen. Deshalb ging er zu Weihnachten auch nicht in die Christmette, sondern stapfte am Heiligen Abend auf seine Alm im „Oberbach“ (Obersulzbachtal).
Es lag viel Schnee und so kam er nur langsam voran. Es war schon beinahe Mitternacht, als er die Almhütte sah. Von weitem bemerkte er einen eigenartigen Lichtschein durch die offene Tür schimmern und ein beißender Geruch stieg ihm in die Nase. „Da wird doch nicht ein Wilderer in meiner Hütte hausen?“, dachte er und schlich näher. Vorsichtig spähte er hinein.
Und was sah er? Drei elendslange Männer mit struppigen Bärten und zerzausten Haaren! Einer stand am Kaskessel, der zweite rührte den Butterkübel, der dritte stand an der Esse und kochte in einer Eisenpfanne ein „Muas“ (Pinzgauer Traditionskost). Der Bauer wollte gerade hineingehen und sie fragen, was sie hier eigentlich zu suchen hätten, da bemerkte er, dass sie statt der Füße Geißbockklauen hatten!
Von namenlosem Grauen gepackt, entsetzliche Angst im Nacken, rannte er den Weg, den er gekommen war, zurück. Als er schweißgebadet am Walder Friedhof vorbeiwankte, warf jemand unter höhnischem Gelächter ein Totengerippe vor seine Füße. Endlich kam der Bauer todmüde und erschöpft daheim an. Schwerkrank legte er sich ins Bett.
Immer sah er diese schrecklichen Gestalten vor seinen Augen. Oft dachte er: „Wäre ich doch besser in die Mette gegangen!“
Zutragungs- und Entstehungsort dieser Sage:
Neukirchen am Großvenediger, Oberpinzgau/Salzburg
Text entnommen aus „Sagen aus Neukirchen“
2000 © Salzburger Nationalparkfonds, Gerlosstraße 18, 2. OG, 5730 Mittersill