Überblick:
2018 ein besonderes Bartgeierjahr
Bartgeierfreilassung 2018
Probleme von Kruml 5 gelöst
Rätsel um das Weibchen des Krumlpaares gelöst
Überraschende Ergebnisse durch genetische Untersuchungen in Osttirol
Sonstige Flugrouten Bartgeier
Internationale Bartgeierzähltage (IOD) 2018
Wiederansiedlung der Bartgeier in Bayern
Gänsegeier 2018 in den Hohen Tauern
Steinadlermonitoring 2018
Greifvögel online etc.
2018 ein besonderes Bartgeierjahr
2018 flogen 29 im Freiland geschlüpfte Junggeier aus. Erstmals konnten erfolgreiche Bruten in der Region Ecrins (Westalpen) und im Pfossental (Südtiroler Seite der Ötztaler Alpen) sowie ein erster Brutversuch im Berner Oberland belegt werden. Damit stieg die Anzahl der erfolgreichen Wildbruten seit Projektbeginn auf 233 und überstieg erstmals die Anzahl der insgesamt bis heute 223 ausgewilderten Junggeier.
Diese erfreulichen Zahlen dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich mit insgesamt rund 250 Tieren nach wie vor um eine kleine Population handelt, die weiterhin auf starken Schutz angewiesen ist. Eine große Herausforderung ist es, die genetische Diversität der Alpenpopulation zu erhöhen. Dazu braucht es noch weitere Auswilderungen, denn viele der heute in den Alpen lebenden Bartgeier sind nahe verwandt. Ansonsten könnten in wenigen Generationen Inzuchtprobleme auftreten.
Trotz der alpenweit erfreulichen Entwicklung bestehen große regionale Unterschiede. Und in den Süd-West- und den östlichen Ostalpen besteht noch großer Aufholbedarf.
In Österreich sind 2018 erstmals drei Junggeier in freier Wildbahn geschlüpft, aber ausgeflogen sind letztlich nur zwei „wilde“ Junggeier im Krumltal und im Katschberggebiet. In Osttirol ist der geschlüpfte Junggeier leider knapp nach dem Schlupf abgestorben. Der österreichische Bestand weist eine hohe Fluktuation, einen hohen Verlust an Altvögeln und eine hohe Sterblichkeit auf. Als ein möglicher Hauptfaktor wurden Bleivergiftungen identifiziert. Vom Nationalpark Hohe Tauern wurden deshalb Initiativen zur Förderung der bleifreien Büchsenmunition gestartet und das Monitoring gestärkt. Eine Lösung dieser Fragen hat höchste Priorität im Alpenprojekt. Vor allem aber in den Ostalpen, da diese einen wichtigen Trittstein und Brückenkopf nach Südosteuropa bilden.
Für die Österreichische Teilpopulation besonders erfreulich war, dass 2018 auf Südtiroler Seite erstmals in den Ötztaler Alpen eine erfolgreiche Brut stattfand.
Bartgeierfreilassung 2018 im Kärntner Seebachtal
Zur Stärkung der Bartgeierpopulation wurden am 8. Juni im Kärntner Seebachtal die männlichen Junggeier Caeli (Pate Österreichische Lotterien AG) und Kasimir (Patin Barbara Stöckl) ausgewildert.
Abb. Beringung von Bartgeier Kasimir.
Mittlerweile erkunden sie die Alpen. Während Kasimir im Grenzgebiet zwischen Kärnten und Italien unterwegs ist, befliegt Caeli das Dreiländereck Tirol, Vorarlberg und Unterengadin.
Abb. Flugroute 2018 von Bartgeier Kasimir
Abb. Flugroute 2018 von Bartgeier Caeli.
Am 27. Februar2018 schlüpfte im Krumltal in freier Wildbahn Kruml 5. Beim täglichen Flugtraining im Horst sah man, dass er sich gut entwickelte. Am 02.07.2018 um 13:06 Uhr startete Kruml 5 zu seinem Jungfernflug. Dieser war nur kurz, aber er konnte ihn gut meistern. Doch dann kam die Überraschung – er wollte keine weiteren Flüge mehr unternehmen. Nach Rücksprache mit Dr. Hans Frey, dem wissenschaftlichen Leiter des Bartgeierprojektes, wurde beschlossen, den Junggeier einzufangen und eine genetische Probe zu ziehen. Da der Junggeier trotz seines guten Ernährungszustandes beim Einfangen sehr lethargisch reagierte und keine Flugversuche unternahm, wurde entschieden, dass er am nächsten Tag zur veterinärmedizinischen Untersuchung in das „Richard Faust Bartgeierzentrum“ nach Haringsee überstellt wird. Dort erfolgten die entsprechenden Befundaufnahmen mit Blutproben und Röntgenuntersuchungen. Anhand der Röntgenbilder konnten keine Verletzungen festgestellt werden. Bei der Blutuntersuchung war als einzige Auffälligkeit ein niedriger Kalziumgehalt, sein Serumwert lag knapp 50% unter den Durchschnittswerten von Bartgeiern im Freiland und bei Nestlingen im Zuchtnetzwerk.
Kalziummangel kann zu Muskelschwäche führen, beispielsweise nach Geburten. Aber völlig rätselhaft ist, wie das bei einem Bartgeier mit dieser speziellen Ernährungsweise geschehen kann. Dies kann nur mit einer Stoffwechselstörung zusammenhängen. Deshalb wurde dem Weibchen (wie die genetischen Untersuchungen zeigten), eine Kalzium-Therapie über einige Tage verabreicht. Kruml 5 sprach schnell darauf an, verbesserte täglich ihre Flugleistungen und ohne Mühe schaffte sie bald die Horstplattformen in den großen Flugvolieren. Nachdem die Kalziumwerte wieder normal waren und nicht mehr abfielen und nachdem sie wieder richtig kraftvoll fliegen konnte, wurde entschieden, sie am 11. August wieder in das Krumltal zurückzubringen.
Die große Frage war, ob sie von ihren Eltern wiedererkannt wird. Falls keine Adoption mehr erfolgen würde, hätte zunächst wie bei den Freilassungen Futter ausgelegt werden müssen. Die Sorge war letztlich unbegründet, denn Kruml 5 fand sich in ihrem Heimattal sofort wieder zurecht und machte gleich erste kleine Flugversuche. Besonders erfreulich war, dass sie von ihren Elternvögeln sofort wiedererkannt und vollständig adoptiert wurde. Es wurde kein Aggressionsverhalten festgestellt und es brauchte kein Futter ausgelegt werden.
Abb. Kruml 5 mit Sender. c Richard Straub
Ihre Flugversuche und Flugdistanzen waren anfangs nur zögerlich, aber sie konnte fast täglich beim Fliegen beobachtet werden. Da aufgrund der topografischen Verhältnisse des Krumltal vom GPS-Sender leider nicht täglich Positionen gemeldet werden konnten, war das Monitoring vor Ort sehr wichtig. Fotos von ehrenamtlichen Helfern und vom Praktikanten dokumentierten eindrucksvoll ihre Entwicklung.
Als erstes Resümee kann festgehalten werden, dass Kruml 5 wieder völlig genesen ist und sie sich vollständig in der freien Wildbahn etablieren konnte. Auch konnte erstmals eine Adoption eines Junggeiers in freier Wildbahn nach einer Absolvenz von 21 Tagen belegt werden. Dieser Einsatz um Kruml 5 hat sich gelohnt und der heurige Junggeier konnte so gerettet werden. Es ist eine große Freude, dass sie im Herbst das Krumltal verlassen hat und aktuell im Südtiroler Naturpark Texelgruppe fliegt.
Abb.: Flugroute von Bartgeier Kruml 5 im Jahr 2018.
Rätsel um das Weibchen des Krumlpaares gelöst
Bis Anfang Oktober wusste man nicht, welcher Vogel das Weibchen des Krumlpaares tatsächlich ist. Aufgrund der Genetik konnte dies nicht bestimmt werden, es war nur so viel klar, es muss sich um ein Weibchen aus dem Alpenzoo Innsbruck handeln, das zwischen 1986 und 1989 ausgewildert wurde. Jahrelang wurden sämtliche Fotos des Krumlpaares immer nach den Ringen genauestens untersucht, um so das Rätsel zu lösen. Doch vergebens.
Anfang Oktober übermittelte Florian Egger, ein langjähriger begeisterter Bartgeierfreund, ein gelungenes Dokumentationsfoto. Dabei konnte erstmals der silberne Ring am rechten Fuß festgestellt werden. Somit kann es sich nur um das Bartgeierweibchen Alexa handeln, die 1988 nur rechts mit einem nicht eloxierten Ring, demnach Silber, im Krumltal ausgewildert wurde. Mit 30 Jahren ist Alexa ein Rekordvogel, der zeigt, dass die natürliche Lebenserwartung an sicheren Standorten erstaunlich hoch ist, jedenfalls höher als dies von Expert/-innen ursprünglich geschätzt wurde. Und sehr erfreulich, trotz ihres hohen Alters sorgt sie noch immer für Nachwuchs. Das Krumlpaar ist ein faszinierendes Paar in einem intakten Lebensraum.
Abb. Bartgeier Alexa. c Florian Egger
Überraschende Ergebnisse durch genetische Untersuchungen in Osttirol
Die genetischen Analysen der im Jahr 2018 in Osttirol gesammelten Federn erbrachten überraschende Ergebnisse, vor allem beim letztjährigen Brutpaar in Prägraten. Nachdem die Brut im Gschlößtal im Jahr 2017 aufgegeben worden war, - bei welchem Pinzgarus (Rauris 2008) und Glocknerlady (Heiligenblut 2012) als Brutpaar angenommen wurde, - ging man davon aus, dass dieses Paar zu einer neuen Brut in die Gemeinde Prägraten wechselte, denn der neue Horst ist nur ca. 15 km Luftlinie vom alten entfernt. Dort wurde ein erfolgreicher Schlupf eines Junggeiers aufgrund von Videoaufnahmen am 01.05.2018 bestätigt. Zwei Tage später verstarb der Jungvogel allerdings.
Deshalb erfolgte ein Einstieg in den Horst, um Federn, Eierschalen etc. für die genetischen Untersuchungen einzusammeln. Die bisher ausgewerteten Federn belegten als Weibchen Joker, welche 2003 in Mallnitz ausgewildert wurde. Von ihr stammt die letzte Beobachtung vom 24.09.2005 aus Tweng im Lungau. Sehr erfreulich, dass sie noch lebt und nun aktiv bei einem Brutpaar beteiligt ist. Das Männchen dieses Paares konnte bis jetzt noch nicht bestätigt werden. Es müssen noch weitere Federn ausgewertet werden, um dieses Rätselt zu lösen.
Die Überraschung geht aber noch weiter. Denn im benachbarten Umbaltal wurden noch zwei weitere Federn gefunden. Die genetischen Analysen dieser Federn ergaben hier das Bartgeier-Weibchen El Dorado, welches 2001 in Matrei ausgewildert wurde, und ein Männchen, welches vom Schweizer Brutpaar aus Sinestra abstammt.
Abb. Bartgeierfeder
Die genetische Auswertung einer im Lechtal gefundenen Bartgeierfeder ergab einen männlichen Junggeier der Jahre 2016 oder 2017 aus dem Katschberggebiet.
Bartgeier Felix 2
Der im Jahre 2014 im Debanttal ausgewilderte Junggeier Felix 2 flog im Jahre 2018 laufend zwischen dem Raum Schweizerischer Nationalpark – Nationalpark Stilfser Joch im Westen und dem Nationalpark Hohe Tauern hin und her. Im Sommer blieb er eine längere Zeit in den östlichen Hohen Tauern und bewährte sich als Lehrmeister für die im Seebachtal ausgewilderten Junggeier Caeli und Kasimir. Im November wechselte er wieder westwärts, seine letzten Telemetriepositionen stammen vom 26. November aus dem Schnalstal.
Bartgeier Fortuna
Das im Jahre 2015 im Kalser Dorfertal ausgewilderte Männchen beflog im letzten Jahr weite Bereiche in den Alpen. Seine Erkundungsflüge führten es über den Nationalpark Hohe Tauern in den Nationalpark Berchtesgaden, in die Ötztaler Alpen, in die Schweizer Alpen und bis nach Hochsavoyen in Frankreich und wieder zurück nach Österreich in die Lechtaler, Ötztaler und Stubaier Alpen. Zum Jahreswechsel beflog Fortuna den Bereich des Südtiroler Naturparks Texelgruppe.
Abb.: Flugroute Bartgeier Fortuna im Jahr 2018.
Bartgeier Lea
Das Bartgeiermännchen Lea (Kals 2015) hat sich nach seiner Wiederfreilassung im Jahre 2017 wieder sehr gut in der freien Wildbahn etablieren können. Er beflog im Vorjahr primär die Hohen Tauern, wobei der Schwerpunkt im Bereich der Kärntner Fleißtäler und im Osttiroler Gschlößtal lag. Neben Satellitendaten konnten auch viele Sichtbeobachtungen seine Präsenz bestätigen.
Abb. BG Lea gemeinsam mit adultem Bartgeier in Gschlöß am 08.12.2018. © Florian Egger
Bartgeier Lucky
Während Lucky 2017 eine Europa-Tour machte, beflog er 2018 die Ostalpen. Schwerpunktmäßig war er dabei in den Hohen Tauern sowie in den Ötztaler Alpen unterwegs. Im Herbst stattete er dem Grenzgebiet Tirol – Vorarlberg einen Besuch ab, bevor er in die Lechtaler Alpen wechselte. Seine bisher letzten GPS-Positionen sendete sein Satellitensender am 18. November.
GPS-Positionen von seiner Schwester Charlie, die mit ihm ebenfalls 2016 im Untersulzbachtal ausgewildert wurde, wurden nur im März übertragen, die letzte Position stammt vom 22.03.2017 aus dem Habachtal. Erfreulicher Weise wurde eine Sichtbeobachtung aus dem Stubachtal vom 29. Juli gemeldet.
Internationale Bartgeierzähltage (IOD) 2018
Der IOD 2018 war europaweit wieder ein großer Erfolg. Erstmals beteiligten sich auch Partner aus Bulgarien, obwohl dort noch keine Freilassung stattgefunden hat. In Summe machten 850 Freiwillige und zusätzlich 380 Jäger/-innen in Osttirol, die an diesem Tag gleichzeitig eine regionale Gamszählung durchführten, an diesem Zähltag mit. An 530 Beobachtungspunkten wurden alpenweit insgesamt 640 Bartgeier-Sichtungen gemeldet. All diese Daten müssen noch international geprüft werden, damit Mehrfachzählungen eines gleichen Individuums ausgeschlossen werden.
In Österreich haben sich mindestens 40 Freiwillige sowie die o.a. 380 Jäger/-innen aus Osttirol am IOD beteiligt. Höchstwahrscheinlich waren es viel mehr, die an diesem Tag in den Bergen unterwegs waren, um Bartgeier zu beobachten. Während der Bartgeier-Zählwoche konnten in Österreich mindestens 16 verschiedene Bartgeier durch Sichtbeobachtungen oder Telemetriedaten eindeutig identifiziert werden. Dabei handelte es sich um acht Altvögel und acht jüngere Tiere. Rechnet man eine gewisse Dunkelziffer mit ein, so kann man nach wie vor von rund 25 Bartgeiern in Österreich ausgehen. Das Bartgeier-Team bedankt sich wieder bei allen freiwilligen Helfern für die Unterstützung bei der Zählung.
Abb. Immaturer „wilder“ Bartgeier anlässlich IOD 2018 im Bereich Fuscher Törl. © Johannes Laber
Wiederansiedlung der Bartgeier in Bayern
Der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) bearbeitet derzeit in Kooperation mit dem Nationalpark Berchtesgaden und der Vulture Conservation Foundation (VCF) eine Machbarkeitsstudie zur Unterstützung der Wiederbesiedlung der bayerischen Alpen durch Bart- und Gänsegeier (ggf. durch Freilassungen). Die Aktivitäten in Bayern können dabei aber nicht von den angrenzenden österreichischen Flächen getrennt werden und sollten Teil einer überregionalen Strategie sein. Deshalb sind Besprechungen mit verschiedenen potentiellen Partnern vorgesehen, um mit ihren Erfahrungen gemeinsam über Möglichkeiten und Wege zu diskutieren, die Situation für Bart- und Gänsegeier zwischen Zentral- und Ostalpen zu verbessern. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit!
Im Zuge dieser Aktivitäten arbeitet diese Initiative ab dem Jahre 2019 auch als neuer Partner beim Internationalem Bartgeiermonitoring (IBM) mit. Herr Henning Werth, Gebietsbetreuer Allgäuer Hochalpen des Landesbundes für Vogelschutz, wird Bayern im Lenkungsausschuss vertreten. Dankenswerter Weise unterstützt er ehrenamtlich bereits das Bartgeiermonitoring im Tiroler Oberland und im Lechtal.
Gänsegeier 2018 in den Hohen Tauern
Anfang Juni wurden die ersten Weißkopfgeier wieder in den Hohen Tauern beobachtet, die während der Alpungsperiode die angefallenen Kadaver von verendeten Haus- und Wildtieren als Nahrungsquellen nutzen. Heuer konnten um die 60 Gänsegeier in den Hohen Tauern gesichtet werden, schwerpunktmäßig zwischen dem Gasteiner- und dem Felbertal, sowie dem angrenzenden Osttirol, aber auch in den Kärntner Tauerntälern. Aufgrund des schönen Herbstes und guten Nahrungsangebotes flogen sie erst ab Mitte Oktober in ihre Winterquartiere zurück.
Im Laufe des Jahres konnten mehrere beringte und markierte Gänsegeier beobachtet werden. Die meisten davon stammten aus Kroatien, aber auch aus weiter entfernten Ländern. So wurde beispielsweise am 4. August an einem Rinderkadaver im Krumltal zusammen mit 38 weiteren Gänsegeiern ein mit einem weißen Ring mit der Aufschrift HYT markiertes Tier nachgewiesen. Recherchen zufolge handelte es sich dabei um den Junggeier Kantisme, der am 04.05.2017 in Gorges de la Jonte im französischen Zentralmassiv im Nest beringt wurde. Am 13. Oktober wurde in der Stubacher Geierwand zusammen mit vier weiteren Gänsegeiern ein Vogel mit einer gelben Flügelmarkierung beobachtet. Leider konnte aufgrund der großen Entfernung keine weiteren Details erkannt werden. Gelbe Flügelmarkierungen werden in Spanien und in Bulgarien verwendet und demnach stammt dieser aus einem dieser Länder.
Abb. Gänsegeier Kantisme im Krumltal. © Ralph Winkler
Während des Sommers konnte mehrmals auch ein Mönchsgeier beobachtet werden. So wie in den Vorjahren dürfte dieser mit Gänsegeiern aus Friaul in die Hohen Tauern gewechselt sein.
Gänsegeier F 75 fliegt aktuell im Bereich des spanischen Naturparks Serrania de Cuence
Der im Vorjahr im Geierzentrum von Lago di Cornino besenderte Junggeier F 75 erweiterte ab Frühling systematisch seinen Aktionskreis, kehrte aber immer wieder zur Geierstation zurück. Bei diesen Erkundungsflügen besuchte er dabei mehrmals auch Österreichs südliche Gebirgsgruppen und unter anderem auch den Südteil der Hohen Tauern. Mit Ende Mai machte er sich dann auf große Wanderschaft. Von Cornino startete er seine Erkundungstour zunächst in die Hohen Tauern, wo er unter anderem auch die Stubacher Geier-Schlafwand besuchte. Anschließend führte seine Tour nach Bayern in den Raum Garmisch-Patenkirchen und von dort ging es über den Schweizerischen Nationalpark ab in den Süden. Nach der Überquerung der Poebene hielt er sich für einige Zeit in den Apuanischen Alpen auf, wo das junge Bartgeier-Weibchen Maseta, welche im Frühsommer 2009 im Kärntner Seebachtal ausgewildert wurde, den Winter 2009/2010 verbrachte. Von dort führte ihn sein Erkundungsflug weiter in die südlichen Abruzzen zu den Nationalparks Abruzzen und Gran Sasso. Anschließend flog er wieder entlang der Abruzzen nach Norden bis in die Seealpen und besuchte dann die Gänsegeierkolonie im Naturpark Verdon. Von dort führte seine Reise über die südlichen Ausläufer des französischen Zentralmassives in die Pyrenäen und weiter bis in den Bereich östlich von Madrid um den spanischen Naturpark Serrania de Cuenca. Dort hält er sich schon seit 17. Juli auf. Es wird interessant, wohin sein weiterer Flug gehen und ob er in die Hohen Tauern zurückkehren wird.
Diese Dokumentation bestätigt wiederum die überaus große Mobilität dieser Geierart, belegt die weiträumige Vernetzung dieser imposanten Vögel und zeigt wie wichtig internationale Zusammenarbeit zum Schutz der Geier ist.
Abb. Flugroute 2018 Gänsegeier F 75
2018 konnten 14 ausgeflogene Jungadler bestätigt werden, davon sechs in Salzburg, vier in Kärnten und vier in Tirol. Der Reproduktionserfolg variiert jährlich stark, was allerdings von vielen Faktoren abhängt und für Steinadler typisch ist. Die im Lauf der Untersuchungen ermittelte Mindestzahl an Jungvögeln schwankt zwischen 12 und 22 Tieren für den gesamten Nationalpark bzw. dessen Umfeld. Im Schnitt der Jahre kann derzeit von einem konstanten Bestand von etwa nach wie vor 42 bis 43 Paaren ausgegangen werden.
Im Jahre 2018 wurden wieder verstärkt Maßnahmen zur Umweltbildung und zur Sensibilisierung für die Großgreife gesetzt. Besonderes Highlight waren die Freilassung der beiden Junggeier Kasimir und Caeli, der Beitrag im ORF III „Natur schafft Wissen“ und die Mitwirkungen beim „Partnerschulfest“ und bei „Der Nationalpark kommt in die Stadt“, wo über 1.200 bzw. 1.000 Schüler/-innen für die Großgreife begeistert werden konnten. Verstärkt informierten wir zum Projekt über unsere Social Media Kanäle und großen Zuspruch erfreute sich der Newsletter „Könige der Lüfte“. Dies zeigte sich unter anderem in den wieder verstärkten Beobachtungsmeldungen.
www.instagram.com/nationalpark__hohetauern (two Underlines)
#nationalparkhohetauern