Nationalpark Hohe Tauern

Mythenreich:
Der goldene Pflug vom Keeskogel


Eine Sage aus der Nationalparkgemeinde Hüttschlag

„Der goldene Pflug vom Keeskogel“

Der krönende Abschluss des Großarltales ist der majestetische Keeskogel hoch über dem Talschluss in Hüttschlag. Er trägt auch den einzigen Gletscher im Tal, das Gstößkees, das noch vor hundert Jahren weit mächtiger war. Es wird in alter Überlieferung berichtet, dass unter diesen Eismassen ein goldener Pflug begraben sei. Bedingung für das Finden und Heben des Schatzes ist für den Schatzsucher, dass er nach dem Heben keinen Blick zurück machen dürfe, solange er sich auf dem Gletscher befände.

Eines Tages machte sich ein Bergknappe zum Aufstieg auf den abweisenden Gletscher bereit, um sein Glück zu versuchen. Und tatsächlich, er fand diesen Schatz. Vorsichtig zog er ihn über das ewige Eis. Als sein Fuß einen von der Gipfelwand herabgestürzten Stein streifte, stürzte er und hätte bald den Pflug ausgelassen. In seiner Aufregung fing er fürchterlich zu fluchen an. Da ertönte hinter ihm ein ohrenbeteubendes Heulen, ein berstendes Krachen und ein markerschütterndes Gejohle. Zutiefst erschrocken schaute sich der Knappe um. Damit hatte er das Gesetz gebrochen, eine riesige Gletscherspalte öffnete sich vor ihm. Mit einem entsetzlichen Todesschrei stürzte der junge Bursche mitsamt dem Pflug in die eisige Tiefe.

Eine Hoffnung bleibt für die Schatzsuche: Wenn die Gletscher weiter so zurückgehen, wird es den unglücklichen Schatzsucher und den goldenen Pflug wohl ausapern (wieder freilegen).

 

 

Zutragungs- und Entstehungsort dieser Sage: 
Hüttschlag/Keeskogel, Pongau/Salzburg

Text entnommen aus „Gletschergoaß und Kupfergeist“
© by Peter Pabinger, 1993



Geschrieben von
Sarah Moser

18.04.2023