Nationalpark Hohe Tauern

17. Tag der Artenvielfalt im Nationalpark Hohe Tauern


21. bis 23. Juli 2023 – Nationalpark-Gebiet im Defereggental, Osttirol

 

Gritzersee im Defereggental

 

Informationen und Anmeldung für wissenschaftliche Expert:innen.

 


Aus organisatorischen Gründen ist eine Anmeldung unbedingt erforderlich.

Anmeldeschluss: Montag, 8. Mai 2023

 

 

Vom 21. bis 23. Juli 2023 finden die diesjährigen Tage der Artenvielfalt im Nationalpark Hohe Tauern im Defereggental/Osttirol statt. Die Deferegger Sonnseite zwischen St. Veit und St. Jakob bietet eine Vielfalt an Lebensräumen vom alpinen Bergwald über Almen und Bergseen bis zu den hochalpinen Bereichen mit den Übergängen ins Virgental.

Wir hoffen auch heuer wieder auf Ihre Hilfe, um dieses Vorhaben erfolgreich verwirklichen zu können.

Seit 2007 finden die Tage der Artenvielfalt im Nationalpark Hohe Tauern statt und das überaus erfolgreich. Bisher konnten beinahe 59.000 Datensätze gesammelt werden, das sind rund 12 % des Gesamtdatenbestandes der Biodiversitätsdatenbank des Nationalparks Hohe Tauern. Dieses ständig wachsende Wissen ermöglicht es, die Bedeutung des Nationalparks Hohe Tauern für die Österreich- und alpenweite Fauna und Flora wissenschaftlich zu belegen.

 

Datenerhebung

Die Datenerfassung am Tag der Artenvielfalt im Nationalpark Hohe Tauern erfolgt primär über die Beobachtungsplattform Observation.org. Observation.org ist die größte Naturbeobachtungsplattform Europas mit Sitz in den Niederlanden und ermöglicht die weltweite Erfassung von Tieren, Pflanzen und Pilzen via Webseite oder direkt im Gelände mittels Smartphone Apps.

Alle den Nationalpark betreffenden Daten, die mit Observation erfasst werden, werden von den jeweiligen Experten am Haus der Natur validiert und in die Biodiversitätsdatenbank am Haus der Natur zur weiteren Verwendung im Zusammenhang mit Naturschutz und Forschung übernommen. Die Beobachtungen sind auf Observation prinzipiell öffentlich zugänglich, können jedoch bei Bedarf selbst vom Beobachter versteckt oder mit einem zeitlichen Embargo versehen werden.

Bitte registrieren Sie sich schon vorab auf https://observation.org und installieren Sie die dazugehörige Smartphone-App für eine Datenerfassung im Gelände:

  • - ObsMapp für Android
  • - iObs für iPhone

Die Beobachtungen können auch im Nachhinein über die Webseite eingegeben, geändert oder ergänzt werden. Einen Überblick über den aktuellen Observation-Datenstand im Nationalpark Hohe Tauern erhalten Sie hier.

Auf der Observation.org Bioblitz-Seite erhält man einen live Überblick zu den beobachteten Arten von den diesjährigen Tagen der Artenvielfalthttps://observation.org/bioblitz/npht-tage-der-artenvielfalt-2023/

Bei Fragen zur Datenerfassung mittels Observation melden Sie sich bei peter.kaufmann[at]hausdernatur.at.

 

ABOL-BioBlitz im Nationalpark Hohe Tauern

Auch in diesem Jahr wird sich die Initiative "The Austrian Barcode of Life" (ABOL) wieder mit einem BioBlitz an den Tagen der Artenvielfalt beteiligen. Auf diesem Wege konnten bisher zahlreiche Proben gesammelt werden, die zum Aufbau eines genetischen Bestimmungsbuchs der österreichischen Biodiversität beitragen. Bei Interesse melden Sie sich bitte vorab bei Victoria.Kargl[at]nhm-wien.ac.at. Weiterführende Information finden Sie hier: ABOL-BIOBLITZ 2023

 pdfAussendung an Sammler:innen

 

Übersichtskarten zum Untersuchungsgebiet:

Hier geht es zur online-Karte.

pdfLagekarte_Uebersicht.pdf

 

DAS UNTERSUCHUNGSGEBIET

Das Defereggental ist ein West-Ost orientiertes Längstal in Osttirol, das nach Norden durch die Laslörlinggruppe begrenzt wird. Kennzeichnend für die südexponierten Talflanken der Lasörlinggruppe ist die starke Sonneneinstrahlung. Das für die Höhenlage außergewöhnlich milde Klima begünstigte die anthropogene Nutzung und eine frühe die Ausbildung der alpinen Kulturlandschaft mit arten- und blütenreichen Bergmähdern und Almen.
Landschafts- sowie vegetationsprägend sind zudem eiszeitliche Relikte wie Moränenwälle, Karseen und Mulden, die hohe Bandbreite an Höhenstufen sowie geologisch lokal auftretende Besonderheiten im Zuge des Tauernfensters - Metamorphe Gesteine des Altkristallin wie Quarzphyllite, Glimmerschiefer und Gneise dominieren.

Lage des Untersuchungsgebiets des TAV 2023 und der Zonen

Abbildung 1: Lage des Untersuchungsgebiets des TAV 2023 und der Zonen (NPHT / F. Jurgeit)

 

Naturräumliche Charakteristiken nach Zonen

 

Zone 1: Tögischer Bachl

Von den Bauernhöfen in Obertögisch (1700m üNN) führt ein Wander- und Bergweg hangaufwärts nach Norden in das sogenannte "Tögischer-Bachl-Tal" (1 Stunde). Dem Weg folgend gelangt man zu den Knappengruben und anschließend zum Prägrater Törl (2846 m, 3 ½ Stunden). Eine Abzweigung führt über den Tögischer Berg zum Gasser Hörndl (2616 m, 2 ¾ Stunden).
Anfänglich dominiert ein Lärchen-Fichten-Wald, der nach der Tögischer Klamm von Grünerlen und Hochstauden (u.a. Wolfseisenhut) abgelöst wird. Weiter taleinwärts lösen Weiderasen (Almbewirtschaftung) den lockeren Lärchenwald ab.
Entlang des ansteigenden Wanderwegs dominieren standorttypische Arten wie Bürstling, Arnika, Besenheide u.a. – Besonderheiten wie das Schwarze Kohlröschen und unter den Schmetterlingsarten Dukatenfalter und Apollofalter sind dokumentiert.
Im Bereich der folgenden Verebnung („Tögischer Bach“) sind Steinmauern Zeugen vergangener intensiverer Almwirtschaft. Arten wie Stachelige Kratzdistel, Blauer Eisenhut und harte Gräser dominieren das Areal – auf den Felsblöcken sind Nachweise
vom Steinschmätzer und Haurotschwanz dokumentiert.
Die folgende Steilstufe mit dem Wasserfall führt in ein großes Kar mit zahlreichen kleinen Seen/Lacken. In diesem Bereich des Tals auf über 2400m üNN prägen alpine Vegetationseinheiten (Polstern von Zwergprimel und Stängellosem Leimkraut im
Krummseggenrasen) das Landschaftsbild.
Dem Weg ins nächsthöhere Kar folgend trifft man auf die Spuren des historischen Bergbaus (Bergbau Blindis-Tögisch) mit rostbraunen Abraumhalden, Ruinen von Knappenunterkünften und verstürzte Stollen.

ACHTUNG: Keine Einkehrmöglichkeit im Tal!

 

Zone 2: Einzusgebiet Froeditzbach

Westlich der Gritzer Alm (ca. 2000m üNN) führt entlang des Hanges ein Wanderweg in den talwärts gerichteten Bereich des Untersuchungsgebietes, wo entlang am W- und O-Hang des Froeditzbaches auf ausgedehnte Quellvermoorungen auftreten. Diese artenreiche, hochwertige Fläche wird von alpinen und borealen Heiden, die mit Berg-Mähwiesen und Extensivweiderasen durchsetzt sind, umgeben. Auf den treppenartigen Rasen ist beispielsweise das Vorkommen der Hybride aus Sempervivum wulfenii und S. montanum (= S. x rupicola) sowie die in Österreich subendemische Festuca varia ssp. Winnebachensis dokumentiert. Im Bereich der Gritzer Seen, die in ca. 2h Gehzeit von der Speikbodenhütte aus erreichbar sind, dominieren Silikatschutthalden der montanen bis nivalen Stufe (Androsacetalia alpinae und Galeopsietalia ladani) sowie Carici curvulae-Nardeten. In den Verlandungszonen der drei Seen ist Eriophorum scheuchzeri ausgebildet, während im Gewässer selbst beispielsweise Carex lachenalii auffällt. In den Mulden des hügeligen Geländes haben sich weitere Moore gebildet, in denen ein artenarmes acidophiles Amblystegio intermedi-Scirpetum austriaci unterschiedlich stark vertreten ist. Entlang des Weges von den Gritzer Seen zum Mullitztörl (Virgentörl – Übergang ins Virgental) dominieren alpine Rasen und Schuttfluren mit den entsprechenden Pionieren (u.a. Mittlerer Felsen-Schwingel).

 

Zone 3: Gritzeralmbach, Gritzerklammbach, o. Speikbodenhuette, Froetzbach

Am Ende der Forststraße, die von der Ortschaft Gassen weitere 300 Höhenmeter aufwärts führt, folgt man dem Wanderweg in Richtung Gritzer Alm, der entlang der aktuellen Waldgrenze führt. Während sich bergwärts artenreiche Extensivweideflächen
auf silikatischem Boden erstrecken, sind unterhalb des Wanderweges insbesondere zwei Moorbereiche mit dominantem Trichophorum cespitosum erwähnenswert.
Auf einer Hangabflachung auf ca. 2050m üNN, die durch eiszeitliche Vergletscherung geformt wurde, befindet sich die Speikbodenhütte in einem schütteren Lärchen-Fichten Wald mit vereinzelten Zirben. Von hier führt ein direkter Weg steil hangaufwärts zur
Zischke Alm. Heidelbeer-, Wacholder-, Alpenrose- (Rh. ferrugineum) und Heidevegetation ist hier zunehmend ausgeprägter. Auch Silberdisteln (Carlina acaulis), Berg-Arnika (Arnica montanum), Alpen-Küchenschelle (Pulsatilla alpina), Berg-Nelkenwurz (Geum montanum) und Deutscher Enzian (Gentianella germanica) sind zu finden.

Entlang des nach Westen führenden Wanderweges (Nr. 20), der von der Speikbodenhütte zum Gritzer Hörndle führt, im Ursprugsbereich des Gritzerklammbach, unmittelbar unterhalb des Steigs, befindet sich ein Moor mit artenreicher, basophiler
und acidophiler Vegetation. Zudem fällt der Orchideenreichtum auf. Seltene intergenerische Hybride aus Pseudorchis albida mit Nigritella rhellicani (= x Pseuditella micrantha) sind beispielsweise vertreten. Im Areal unterhalb des Gratbereichs zwischen Wohl und Speikboden dominieren bis auf etwa 2350m üNN Silikatschutthalden der montanen bis nivalen Stufe (Androsacetalia alpinae und Galeopsietalia ladani).
Folgt man von der Speikbodenhütte östlich dem Wirtschaftsweg (nicht öffentlich!) in Richtung Frözalm, gelangt man in den Quellbereich des Frözbaches, dessen Umfeld extensiv von Kühen beweidet wird (Nardetum).
Der Speikboden wird aus einem Kar gebildet, in dem beispielsweise Krummseggenrasen, Dreispaltige Simse und Pelzhopfhabichtskraut sowie der Steinschmätzer vorkommen. Als markante Graterhebungen sind Donnerstein (2725m üNN) und Speikboden (2653m üNN) („Hausberge“ von St. Veit) zu nennen. Am Kammsattel des Speiboden blüht im Frühjahr die Klebrige Primel, welche im Volksmund als Blauer Speik bezeichnet wird und daher namensgebend für das Gebiet ist.
Bayerischen Enzian, Moossteinbrecht, Alpenmauerpfeffer, Zweiblütiges Sandkraut und Stängelloses Leimkraut lösen die intensiv blau blühende Pflanze ab; am schattigeren nördlichen Gipfelbereich sind Gletscherhahnenfuß und Einblütiges Hornkraut zu finden.
Auf der schwach basophile Schuttgesellschaft im Gipfelbereich des Donnersteines ist Draba fladnizensis heimisch.

Zone 4: Einzugsgebiet Durbach

Bis etwa 2100m üNN tritt inselartig alpiner Lärchen- Fichtenwald auf, wird jedoch ab einer Höhe von etwa 1900m üNN zunehmend von teilweise intensiv genutzten Berg-Mähwiesen und Weiderasen abgelöst. Die östlich geneigten Hänge des Durbaches sind zwischen 2100-230m üNN mit verbuschten Flächen durchzogen.
Das Gebiet um die Kapaunalm wird extensiv durch Schafe beweidet und ist durch eine natürliche Rutschungsdynamik geprägt. Während man hier Potentilla erecta finden kann, ist für den Bereich der Mellitzalm das Vorkommen von Potentilla pusilla dokumentiert.
Ein Wanderweg, der Mellitz mit dem Donnerstein verbindet (Nr. 28) , führt an einem unbeeinflussten Moor vorbei. Unter den Vegetationseinheiten dieses Moors dominiert ein natürlich nährstoffreiches Caricetum goodenowii. Carex nigra, Alchemilla vulgaris
agg., Caltha palustris, Calycocorsus stipitatus sowie Carex bicolor sind kartiert. Im Quellgebiet des Durbaches (2400m üNN) sind weitere kleinere moosreiche Feuchtflächen zu finden. Oberhalb des Wanderweges prägen Silikatschutthalden das Bild, in denen auf feuchteren Standorten Nardetum eine größere Rolle spielen. Am Bergrücken, der sich vom Donnerstein in Richtung Griften zieht, wächst Nigritella rhellicani.

 

Zone 5: Einzugsgebiet Gsarsitzerbach, Waldgebiet

Ausgehend vom Parkplatz Oberholz führt ein Wanderweg, der mehrmals die Zubringerstraße zur bewirteten Speikbodenhütte auf 2.000m üNN quert, steil hangaufwärts (ca. 1h). Der Steig führt durch einen Fichten- und Lärchenwald mit Vaccinium-Wacholder-Unterwuchs. Auch Einblütiges Wintergrün (Moneses uniflora), Sumpfdotterblume (Caltha palustris), Frühlings-Küchenschelle (Pulsatilla vernalis), Großes Wiesen-Labkraut (Galium album) Alpen-Labkraut (Galium anisophyllum), Alpen-Bergflachs (Thesium alpinum), Gewöhnlicher Stern-Steinbrech (Saxifraga stellaris ssp. Robusta) oder Grannen-Klappertopf (Rhinanthus glacialis) kommen vor.
Ein weiterer Wanderweg führt von der Speikbodenhütte hangparallel durch einen lichten Lärchenwald zur Gritzer Alm (1/2 h). Das Vorkommen der Buchs-Kreuzblume (Polygala chamaebuxus) konnte hier im Jahr 2006 erstmals für das Defereggental nachgewiesen werden.

 

Bisheriger Datenstand

Für das diesjährige Erhebungsgebiet sind in der Biodiversitätsdatenbank derzeit 1.524 Datensätze zu 374 verschiedene Taxa (Arten, Unterarten, Hybride, Varietäten) verzeichnet (Quelle: Biodiversitätsdatenbank des Nationalparks Hohe Tauern, Stand 05/2023):

 Datenstand vor dem TAV 2023

 

Datenbestand nach Erhebungszonen



Geschrieben von
NPHT

21.04.2023