Zwei außerordentlich interessante Vogelarten haben im Nationalpark Hohe Tauern ihren Lebensraum, der größte und der kleinste Vogel Europas.
David und Goliath im Nationalpark Hohe Tauern -
zwei außerordentlich interessante Vogelarten haben im Nationalpark Hohe Tauern ihren Lebensraum, der größte und der kleinste Vogel Europas
Bartgeier
Zahlreiche Mythen und Schauergeschichten ranken sich um den mit einer Spannweite von fast drei Metern größten Vogel Europas. Von Verwüstungen unter Schafherden bis hin zum Kindesraub reichen die alten Erzählungen. Doch der Bartgeier ist ein reiner Aasfresser, welcher aktiv keine Beute schlägt. Die Nahrung, auf die er sich spezialisiert hat, macht ihm ohnehin keiner streitig. Es handelt sich um Knochen, die bis zu 90 % seiner Nahrung ausmachen. Durch scharfe Magensäfte ist er in der Lage, innerhalb von rund 24 Stunden Knochen vollständig aufzulösen. Im Vergleich zu Muskelfleisch eine energiereiche Nahrungsquelle, da sie wesentlich weniger Wasser enthält.
Aufgrund der höheren Fallwildraten im Winter brüten Bartgeier bereits ab Ende Jänner und können somit nach dem Schlüpfen den Jungvogel ab März zu einer Zeit mit großem Nahrungsangebot großziehen. Mit etwa einem halben Jahr beginnen junge Bartgeier häufig den gesamten Alpenbogen zu durchstreifen, wobei sie mitunter mehrere 100 km pro Tag zurücklegen.
Über viele Jahre seit 1986 wurden im Nationalpark Hohe Tauern jährlich Junggeier aus Zoos ausgewildert. Im März 2010 dann endlich der große Erfolg: Ein Bartgeierpärchen brütete erfolgreich im Salzburger Rauris-Tal. Das erste Bartgeierkücken in freier Wildbahn. Und das Paar brütet mittlerweile verlässlich alle Jahre.
Wintergoldhähnchen
Das olivgrün gefärbte Wintergoldhähnchen ist der kleinste Vogel Europas. Es wiegt nur etwa 5-6 Gramm. Markant sind auch sein orangegelber, schwarz eingefasster Scheitel und die doppelte Flügelbinde.
Trotz seiner geringen Körpergröße verteidigt der kleine Vogel mit aller Vehemenz sein Revier. Wintergoldhähnchen trifft man kaum in Ruhestellung an. Sie wandern unruhig von einem Nadelzweig zum nächsten und suchen dort nach Insekten, selbst an den äußersten Zweigenden. Damit die Wintergoldhähnchen überleben können, müssen sie pausenlos fressen um Energie gewinnen zu können. Denn sogar bei Minustemperaturen von -25°C wird ihre Körpertemperatur von 39 - 41°C aufrechterhalten. Mit ihren feinen Schnäbeln erreichen sie selbst die kleinsten Insekten wie Schildläuse, Blattläuse oder Milben. Sie bauen ein napfförmiges Nest, das sie an die Unterseite von Fichtenzweigen hängen. Das mit viel Mühe aufwendig geflochtene Nest ist mit Moos, Flechten und Federn gut gegen Kälte isoliert und besitzt einen sehr engen Eingang.
Im Herbst ziehen die Wintergoldhähnchen aus dem Norden Europas weiter süd- und westwärts. Die Vögel der alpinen Zonen wandern in tiefer liegende Gegenden. Wintergoldhähnchen sind im Nationalpark Hohe Tauern recht häufig anzutreffen. Allerdings ist ein sehr gutes Gehör nötig, um das Tier hoch oben in den Baumwipfelnwipfeln zu orten.